Gesang vom Feinsten
Artikel aus der NNP vom 04.11.2011 von Willibald Schenk
"Herbstklänge" lautete das Motto des Jahreskonzerts des Staffeler Frauenchors "Die Mimos". Neben dem Gastgeber überzeugten die Chorvereinigung "Liedertafel" Oberzeuzheim und der MGV "Eintracht-Liederkranz" Obertiefenbach.
Limburg-Staffel.
Der Staffeler Frauenchor "Die Mimos" ist in der regionalen Chorszene als erfolgsorientiertes Ensemble in seiner Gattung nicht mehr wegzudenken. Das wurde wieder deutlich beim jüngsten Konzert im gut gefüllten Bürgerhaus. "Herbstklänge" hatten die auf Stimmqualität bedachten charmanten Damen schlicht das Motto genannt.
Die "Mimos" können sich rühmen, zu ihren Jahreskonzerten immer wieder erfolgsorientierte Gastchöre dabei zu haben. Diesmal waren es die Chorvereinigung "Liedertafel" Oberzeuzheim unter der Leitung von Stefan Heep als gemischter Chor sowie die "Sänger von der Meil" des MGV "Eintracht-Liederkranz" Obertiefenbach mit dem musikalischen Leiter Hubertus Weimer.
Aber es ging nicht nur um den "duftenden Herbst", den der Frauenchor in einem Lied besang. Die Farbenkraft des Herbstes wurde gleich mehrfach von den mitwirkenden Chören aufgezeigt, wobei auch leuchtende Klangfarben in allen Chorgattungen ganz in diese Richtung gingen. Dazu eine passend-schöne Bühnendekoration mit historischen Gegenständen, wobei auch die Kelter als Symbol der Apfel- und Weinernte zum Ambiente der geschmückten Bühne beitrug.
Glänzende Soprane
Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende Karola Häuser, die mit Mona Gehlen die Moderation übernommen hatte, folgte sogleich von den "Mimos" ein moderner Song ("Joyfully Sing" von Lina R. Spevacek). Thomas Leber hatte seine Sängerinnen stark motiviert, sodass auch der anschließende geistliche Teil mit zwei bemerkenswerten Kompositionen von Piotr Janczak große Beachtung fanden.
Der polnische Komponist (Jahrgang 1972) hat mit seinen Werken, die vornehmlich geistlichen Texten gewidmet sind, weltweites Ansehen erlangt. Janczak lässt einen unverwechselbaren Personalstil erkennen. Ein musikalisches Idiom, das zwar dem tradierten Dur-Moll-System verpflichtet bleibt, aber auch immer wieder mit harmonisch kühnen Wendungen aufwartet. "Hebe deine Augen auf" (Mendelssohn) war dann eine ausdrucksstarke Variante danach, in der sich besonders die Soprane in den exponierten Lagen mit Glanz zeigten.
Schön, dass die Oberzeuzheimer "Liedertafel" inzwischen weitere Aktive dazugewonnen hat, wenn man bedenkt, dass eher eine Reduktion unter den Chören in dieser Region zu beobachten ist.
Die Chorvereinigung "Liedertafel" begann mit dem allzeit gern gehörten "Abendfrieden" von Rudolf Desch in recht fließender Temponahme. Dass die "Loreley" von Silcher so brausend beklatscht wurde, lag sicher auch daran, dass das deutsche Volkslied noch nicht vergessen ist. Mit schöner stimmlicher Ausgeglichenheit erklangen weitere Stücke von Heinz Lemmermann und Waldemar Ahlén.
Großartige Solistin
Männerchorgesang vom Feinsten bot die "Eintracht-Liederkranz" Obertiefenbach unter Hubertus Weimer. Lange war der Rheinländer Mathieu Neumann als bedeutender Komponist im Männerchorwesen vergessen. Inzwischen haben Chorleiter aus der jungen Generation den Wert seines schöpferischen Tuns im romantischen Sinne erkannt. Dazu gehört Hubertus Weimer, der mit den Obertiefenbachern in der Lage ist, den Balladekomponisten wieder aufzuwerten. Abgesehen von der anspruchsvollen Satztechnik verlangen seine Werke aber auch hohe Ausdruckskraft bei der Wiedergabe.
Der ganze Neumann-Block gelang den Männern vorzüglich, wobei der selten zu hörende "Abschied " mit zu den schönsten zählte. Das war klasse!
Eine willkommene Bereicherung erhielt das Konzert durch die junge Staffeler Sopranistin Rebecca Laux, die zum ersten Mal als Solistin bei den "Mimos" agierte.
Rebecca Laux, die schon als Kind eine stimmliche Begabung aufzuweisen hatte, hat sich nach einer Gesangausbildung ganz großartig entwickelt. Ihre Vorliebe scheint sie für Operetten und Filmmelodien zu haben. Von Stück zu Stück steigerte sie sich und hatte nach dem "Vilja-Lied" von Lehar mit dem "Lied der Nachtigall" von Franz Grothe sicher den Höhepunkt erreicht. Erstaunlich die Beherrschung der Koloraturen, imitierend im Sinne der Nachtigall.
Begleitet wurde die Solistin von Martin Bertram sowohl stilsicher als auch anpassungsfähig. Lediglich das Keyboard anstelle eines Klaviers wird dem ausgezeichneten Begleiter nicht so recht gewesen sein.
Im zweiten Teil hatten sämtliche Chöre Raum und Zeit, sich mit publikumswirksamen Stücken unter Mitwirkung von choreigenen Solisten (Irmgard Weber, Stefan und Christoph Heep) überzeugend einzubringen.
So erlebte man Gesang vom Feinsten. Und alle Mitwirkenden durften überaus großen Beifall entgegennehmen, der zu Zugaben beflügelte.